Wie können Selbstständige eine gesunde Work-Life-Balance schaffen? Im Volksmund heißt es bei ihnen oft, sie arbeiten selbst und ständig. Einerseits eröffnet die Flexibilität, die man als Selbstständiger genießt, sehr viele Freiräume. Andererseits kann sie zu Dauerstress und Überlastung führen. Mal ganz schnell noch ein Angebot um Mitternacht fertig stellen. Mal die Buchhaltung am Sonntag nachholen. Und plötzlich kommen Gedanken wie: „Da ich ohnehin schon dabei bin, dann schreibe ich noch ein paar Rechnungen.“ Ein toller Auftrag kommt rein – schnell ist der lang ersehnte Urlaub verschoben. Das Wetter versprach ja ohne hin nicht besonders gut zu werden…
In diesem Alltags-Karussell ist es gar nicht so einfach, eine gesunde Balance zu finden, bei der sich Arbeit, Freizeit und Erholung gut abwechseln und für den nötigen Ausgleich sorgen. Dabei ist diese enorm wichtig, da Selbstständige sowohl Verantwortung für ihr Unternehmen als auch für ihr Privatleben tragen.
Was hilft da am besten? Wie schafft man eine Struktur, die einen unterstützt, aber nicht die Oberhand gewinnt und gewisse Flexibilität zulässt? Wie viel Struktur verträgt wiederum ein kreativer Kopf, der lieber nach Gefühl und Muse arbeitet, weil er dann die besten Ergebnisse hervorbringt, auch wenn dabei Zeit und Raum vergessen werden? Kurzum: Wie gelingt die perfekte Work-Life-Balance?
Die gute Nachricht ist: Beides lässt sich vereinbaren – sowohl Struktur als auch Flow. Die schlechte Nachricht lautet: Es gibt nicht den einen Königsweg, denn jeder Mensch ist anders und jeder arbeitet auch anders. Die Anteile von Struktur und Flow werden von Person zu Person unterschiedlich sein. Dennoch gibt es ein paar grundlegende Tipps, die sich in der Praxis bewährt haben und die für alle Selbstständigen gleichermaßen hilfreich sein können.
Die folgenden 5 Tipps können Dir dabei helfen, eine gesunde Work-Life-Balance in Deiner Selbstständigkeit zu etablieren:
Tipp 1: Zeitmanagement
Für Menschen, die gut mit Strukturen arbeiten können, sind klare Arbeitszeiten mit fest eingeplanten Pausen eine echte Hilfe. So können produktive Arbeitsphasen und Freizeit genügend Raum finden. Wichtig ist dabei, auch Familienzeiten, Treffen mit Freunden, Hobbies, Wellness- und Achtsamkeit-Auszeiten ebenfalls fest zu berücksichtigen, damit diese nicht untergehen. Mindestens genauso wichtig ist es, genügend Puffer für Unvorhergesehenes einzuplanen. Das Leben ist nun mal für die eine oder andere Überraschung bekannt.
Für Menschen, die gern im Flow arbeiten, ist flexibles Zeitmanagement die bessere Alternative. Hier ist es wichtig, die Zeiten zu identifizieren, in denen der Flow-Zustand am ehesten erreicht wird. Wichtige Aufgaben und Projekte sollten in diese Zeit eingeplant werden. Lässt die Konzentration nach, ist es an der Zeit, eine Pause einzulegen oder die Arbeit auf den nächsten Tag zu verschieben – je nachdem, was sich gerade besser anfühlt.
Die restliche Zeit darf gern für die wichtigen Dinge außerhalb der Arbeit aufgeteilt werden.
Tipp 2: Tagesziele setzen
Der Fokus auf konkrete Ziele hilft typunabhängig, die Arbeit zu strukturieren und die Zeit effizient zu nutzen. Tagesziele können sowohl berufliche als auch persönliche Ziele umfassen.
Realistisch gesetzte Tagesziele haben den schönen Nebeneffekt, dass am Ende des Tages Erfolge gefeiert werden können. Übrigens müssen Ziele nicht in Stein gemeißelt werden und dürfen Schwankungen und Anpassungen unterliegen, denn auch hier können sich die Rahmenbedingungen ändern. Eine gewisse Flexibilität erleichtert schnelleres Agieren.
Tipp 3: Prioritäten festlegen
Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, ist eine wahre Kunst und ein Geheimtipp erfolgreicher Menschen. Nach der Eisenhower-Methode empfiehlt es sich, Wichtiges und Dringliches sofort zu erledigen, während Unwichtiges und nicht unbedingt Dringliches mit einem Termin versehen und fest eingeplant wird. Dringliches, aber nicht unbedingt Wichtiges – die sogenannten Alltagsroutinen – können gebündelt oder ganz delegiert werden. Der Rest fällt weg. Die Umsetzung ist oft etwas komplizierter, als die Theorie es besagt. Aber auch hier hilft die alte Weisheit „Übung macht den Meister.“ Sich darin zu üben, lohnt sich auf jeden Fall.
Tipp 4: Arbeitsbereich
Ein dezidierter Arbeitsbereich trägt dazu bei, Berufliches vom Privaten räumlich zu trennen und so schneller „abzuschalten“, wenn der Arbeitstag vorbei ist. Für manche ist das ein wahrer Segen und funktioniert so einfach wie das sprichwörtliche Umlegen eines Schalters.
Dagegen bevorzugen andere einen eher flexiblen Arbeitsplatz, der es ihnen ermöglicht, in verschiedenen Arbeitsumgebungen zu arbeiten, daraus Kreativität zu schöpfen und dennoch den Fokus zu behalten. Hier ist es wichtig, genau hinzuschauen, welche Option für einen selbst die bessere ist. Und damit komme ich nun zum fünften und letztendlich dem wichtigsten Tipp…
Tipp 5: Reflexion und Anpassung
Regelmäßiges In-sich-Hineinfühlen und eine Rückschau, wie die eigene Arbeitsweise funktioniert, tragen enorm dazu bei, eine gute Work-Life-Balance zu finden und zu erhalten. Passt die gewählte Struktur noch zu den eigenen Bedürfnissen? Sind genug Auszeiten vorhanden, um den Kopf frei zu bekommen und Stress abzubauen? Haben wichtige Dinge des Lebens genug Raum zur Entfaltung? Bereitet mir das, was ich tue, noch Freude?
Zusammenfassung
Eine gesunde Work-Life-Balance zu finden, erfordert bewusste Anstrengung und stetige Anpassungen, um den individuellen Bedürfnissen und Lebensumständen gerecht zu werden. Struktur und Flow-Zustand ergänzen sich dabei gegenseitig. Wichtig ist, stets auf den eigenen Körper zu hören und die Signale wahrzunehmen und ernst zu nehmen, die er einem sendet. Die Botschaften erkennen, verstehen und aktiv darauf einzugehen. Das bedeutet unter anderem, Pausen einzulegen, bevor man welche braucht, um Erschöpfungszuständen vorzubeugen. Sich selbst erlauben, müde zu sein, „Leerlaufzeiten“ zuzulassen, einfach mal nichts tun. Der Körper dankt Dir dafür mit einem Schwung neuer Energie und kreativer Ideen. Es ist wichtig zu erkennen, dass eine abgestimmte Balance nicht nur das Wohlbefinden fördert, sondern sich langfristig positiv auf die Produktivität und Kreativität auswirkt. So hebst Du sowohl Deine Tätigkeit als Selbstständiger als auch das Leben als Ganzes auf einen neuen Level an Glück, Erfüllung und Zufriedenheit.
Über die Autorin:
Ludmilla Martens ist psychologische Managementtrainerin und Soul & Life Coach. Sie ist überzeugt davon, dass jeder Mensch das Potential hat, positive Veränderungen in seinem Leben herbeizuführen und seine Ziele zu erreichen. Ob es um berufliche Herausforderungen, Stressbewältigung oder persönliches Wachstum geht – mit Empathie, Feingefühl und Leidenschaft begleitet sie als Coach und Trainerin Menschen auf ihrem Weg zu mehr Selbstbewusstsein, innerer Stärke und innerer Balance.
Webseite: www.ludmillamartens.com
** Bildnachweis: Titelbild dieses Beitrags von Sean Stratton auf Unsplash
Danke für den ermutigenden Beitrag.