Soundwalk: Was sich hinter dem Begriff verbirgt

Soundwalk

Ein Soundwalk bietet die tolle Möglichkeit, achtsam einen Spaziergang zu machen und dabei den eigenen Hörsinn zu trainieren. In diesem Beitrag möchte ich Dir alles rund um den Begriff vorstellen und erklären.

Definition: Was ist ein Soundwalk?

Ein Soundwalk lässt sich zunächst einmal relativ einfach definieren: Es geht bei dem Begriff darum, dass man bei einem Spaziergang bewusst die Geräusche seiner Umwelt wahrnimmt. Es geht also primär um das Lauschen.

Achtsamkeit spielt hierbei eine große Rolle. Dementsprechend hat ein Soundwalk auch all die positiven Effekte, die ASMR oder andere Achtsamkeits-Übungen mit sich bringen: Sobald Du Dich bewusst auf Deine Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen) konzentrierst, kommst Du im Hier und Jetzt an. Dabei kannst Du das sprichwörtliche „Gedanken-Karussell“ stoppen und Dein Stresslevel reduzieren.

Doch es gibt noch weitere schöne Aspekte eines Soundwalks: Wenn Du Deinen Hörsinn trainierst, merkst Du, welche Klänge Dir guttun und welche nicht. Vielleicht entdeckst Du auch Geräusche, die Dir vorher gar nicht aufgefallen sind, obwohl sie doch die ganze Zeit schon da waren. In meinem Beitrag über Lärm habe ich beispielsweise beschrieben, wie sehr wir Menschen uns an Verkehrsgeräusche gewöhnt haben und diese gar nicht mehr bewusst wahrnehmen.

Leitfragen für das bewusste Hören

Wenn ich Menschen bei einem Soundwalk begleite, dann gebe ich ihnen zu Anfang ein paar Leitfragen mit auf den Weg:

Was ist laut und was ist leise? Versuche, genau hinzuhören und unterscheide zwischen Klängen, die sich aufdrängen und Klängen, die so leise sind, dass Du sie kaum wahrnehmen kannst. Hierbei spielt natürlich auch die Entfernung eine Rolle. Manche Geräusche erscheinen sehr nah, während andere im Hintergrund sind. Und es kann auch eine Frage des Alters sein, welche Frequenzen man noch hören kann und welche eben nicht.

Welche Klänge sind permanent und welche sind nur punktuell zu vernehmen? Wenn bestimmte Geräusche kontinuierlich da sind, bilden sie so etwas wie einen „Klangteppich“, der eine grundlegende Klanglandschaft bildet. Finde heraus, welche Geräusche das bei Deinem Soundwalk sind. Andere Klänge sind nur punktuell da. Probiere, auch diese zu ermitteln und finde heraus, ob es ein Muster gibt, wann diese erscheinen.

Woher kommen die Klänge? Manche Geräusche sind vom Menschen gemacht (Antrophonie), während andere von Tieren stammen (Biophonie). Und wieder andere Klänge wie beispielsweise der Wind werden weder vom Menschen noch von Tieren verursacht (Geophonie).

Wie interagiere ich mit der Umwelt? Bei dieser Frage geht es darum, ob Du Dein eigenes Verhalten an die Geräusche Deiner Umwelt anpasst. Und andersrum genauso: Reagiert Deine Umwelt hörbar auf Deine Klänge?

Was verraten mir die Klänge, die ich höre? Häufig kannst Du ganz konkrete Rückschlüsse machen, wo Du Dich gerade befindest – ausschließlich auf Basis dessen, was Du hörst. So kannst Du in einem Wald mehr Tiere hören als in einem Park. Auch die Art der Tiere wird definitiv anders sein. Das Gleiche gilt für die Tageszeit oder die Jahreszeit. Du wirst im Sommer mehr Tiergeräusche hören können als im Winter. Ebenso hast Du bei Nachtzeiten eine ganz eigene Klangkulisse im Vergleich zu Tageszeiten.

Was machen die Klänge mit mir? Dies ist eine der spannendsten Fragen überhaupt. Denn hier geht es um das subjektive Empfinden. Was findest Du wohlklingend und was findest Du unästhetisch? Was sind Deine Kriterien hierfür? Am Beispiel der Solfeggio-Frequenzen kann man sehen, dass es häufig unbewusste Dinge sind, die hier eine Rolle spielen. Interessant ist an dieser Stelle auch, was der Begriff der Stille für Dich persönlich bedeutet.

Wie verhalte ich mich bei einem Soundwalk?

Wenn ich mich selbst auf einen Soundwalk begebe, dann habe ich meistens ein Aufnahmegerät dabei. Damit kann ich mein Klangerlebnis für die Nachwelt festhalten und später noch einmal anhören. Dafür benötigt man ehrlich gesagt kein teures Equipment. Ein einfaches Aufnahmegerät wie das Zoom H1n* ist absolut ausreichend, um Audioaufnahmen zu machen, die von der Qualität weit über Aufnahmen mit dem Smartphone hinausgehen.

Doch ein Aufnahmegerät wirft auch eine ganz klare Frage auf: Wie soll ich mich beim Laufen verhalten, wenn alles aufgezeichnet wird? Soll ich absichtlich leiser laufen als gewöhnlich? Meine Antwort auf diese Fragen beziehungsweise zu dieser Thematik lautet: Am besten läufst Du ganz normal. Denn wie Du schon gelernt hast, bist Du ein Teil der Klanglandschaft und interagierst mit ihr. Wenn Du Dich künstlich verhältst, würdest Du das Klangbild auch verfälschen. Du darfst bei einem Soundwalk auch gerne stehenbleiben und das Aufnahmegerät minutenlang in eine bestimmte Richtung halten, wenn Dir ein Geräusch besonders gefällt.

Trotzdem gibt es ein paar Dinge, die Du bei einem Soundwalk vermeiden solltest. Du solltest besser nicht essen, trinken oder reden, damit Du Dich voll auf Deinen Hörsinn konzentrieren kannst. Dementsprechend ist selbsterklärend, dass Du auf die Benutzung Deines Smartphones ebenfalls verzichten solltest. Genauso sind Schluckauf oder ein knurrender Magen keine guten Begleiter bei einem Spaziergang mit Aufnahmegerät.

Und was ist, wenn doch mal ein unerwünschter Sound in der Aufnahme ist? Dann würde ich das an Deiner Stelle als „Schönheitsfehler“ akzeptieren. Ich könnte Dir an dieser Stelle tausende Anekdoten erzählen von blutsaugenden Mücken oder kleinen Fliegen, die sich während dem Spaziergang in meine Nase verirrt haben. 😉

Klang-Beispiele

Auf YouTube habe ich eine Playlist angelegt, auf der Du ein paar Soundwalks von mir finden kannst. Hier kannst Du Dir also einen Eindruck verschaffen, wie das Ganze klingt.

Im ersten Soundwalk in dieser Liste nehme ich Dich mit auf die Streuobstwiesen von Darmstadt-Eberstadt. Wenn Du Dir diese Aufnahme anhörst, dann probiere doch, für Dich die oben genannten Fragen zu beantworten. Dabei ist es besonders spannend, dass relativ schnell klar wird, zu welcher Tages- beziehungsweise Jahreszeit ich diesen Spaziergang aufgenommen habe. Darüber hinaus fällt auf, dass der Verkehr eine Art Grundrauschen bildet, das sich über andere Geräusche legt. Das ist so ähnlich wie der Maskierungseffekt bei weißem Rauschen.

YouTube

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Zusammenfassung

Bei einem Soundwalk gehst Du spazieren und hörst Dir ganz achtsam Deine Umgebung an. Wenn Du willst, kannst Du diese kleine Reise mit einem Aufnahmegerät festhalten. Auch wenn Du auf bestimmte Dinge während des Spaziergangs verzichten solltest, bist Du insgesamt trotzdem relativ frei, was die Gestaltung betrifft. So kannst Du zum Beispiel zu einem besonders schönen Geräusch länger lauschen. Insgesamt ist es ratsam, wenn Du gewisse Leitfragen im Kopf hast, sodass Du weißt, auf welche Dinge Du beim Hören achten kannst.


Über den Autor:

Dominik Braun Profilbild v2

Dominik Braun ist Audio-Experte für Coaches und Therapeuten. Als Gründer von Work-Life-Balance-Coach.com hat er es geschafft, seine Leidenschaft für Sound und Musik mit der für Natur, Achtsamkeit und Spiritualität zu vereinen. Darüber hinaus unterstützt er mit verschiedenen Dienstleistungen Selbstverleger bei ihrem Weg zum eigenen Buch.
Webseite: www.dominik-braun.net


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**Bildnachweis: Titelbild dieses Beitrages von Jonathan Cooper auf Unsplash


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