Was ist Lärm? Warum macht Lärmbelästigung krank?

Lärm

Lärm ist ein nicht zu unterschätzender Stress-Faktor! In diesem Artikel möchte ich Dir zeigen, wie Du Lärmbelästigung identifizieren und Dich somit besser davor schützen kannst. Dafür werde ich zum Teil mit Klangbeispielen arbeiten, sodass Du eine bessere Vorstellung von der Thematik bekommst. Du wirst sehen, dass Lärm gar nicht so einfach zu definieren ist und man dazu neigt, die jeweilige Ruhestörung auf die leichte Schulter zu nehmen.

Jeder von uns hat schon Situationen erlebt, in denen man von einem Geräusch genervt wird. Mir ging es vor ein paar Wochen so, als ich direkt nach dem Aufstehen den Maschinenlärm einer Baustelle in meiner Straße hörte. Das war natürlich genau die Art von Start in den Tag, die sich keiner wünscht! Ich wollte zumindest kurz abwarten, ob der Lärm länger anhalten würde oder doch schnell wieder verschwinden würde. Doch leider gingen die Geräusche der Maschinen weiter. Trotzdem habe ich daraufhin etwas getan, was viele von uns tun, wenn wir mit störenden Geräuschen konfrontiert sind. Ich habe mir gesagt: „Ach, komm! So schlimm ist das doch nicht.“ Und so habe ich mich nach dem Frühstück an den Computer gesetzt, um an einem aktuellen Projekt zu arbeiten.

Kennst Du das, dass Dich etwas nervt und Du Deine eigene Wahrnehmung in Frage stellst, anstatt eine Lösung für das Problem zu finden? Wenn ja, dann bist Du definitiv nicht allein. Viele Menschen reagieren auf diese Art und Weise. Und obwohl Du Dich vielleicht an das störende Geräusch gewöhnen wirst und es Dich vermeintlich nicht mehr so nervt wie anfangs noch: Deinem Unterbewusstsein setzt es ganz schön zu.

Lärm macht krank

Immer wieder hört man, dass Lärm krank macht. Ein paar Fakten gefällig? Folgende Dinge sind wissenschaftlich auf Lärmbelästigung zurückzuführen:

  • Menschen, die an Flughäfen oder Autobahnen leben, haben ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und andere Herzkrankheiten.
  • Lärm führt dazu, dass das Immunsystem und die Verdauung heruntergefahren werden.
  • Er bewirkt, dass die Nieren Stresshormone ausschütten und der Blutdruck steigt.
  • Weitere Effekte sind Kopfschmerzen, Erschöpfung und logischerweise Schwerhörigkeit.

Daraus wird klar, dass Lärm gesundheitsgefährdend ist. Dies liegt daran, dass er in unserem Körper die sogenannte Kampf-oder-Flucht-Reaktion auslöst. Auch wenn wir vom Verstand her die Lärmbelästigung nicht als Gefahr wahrnehmen: Unser Unterbewusstsein und unser Körper werten das Ganze sehr wohl als Gefahr.

Doch was ist Lärm überhaupt?

Lärm: Versuch einer Definition

Die Definition von Lärm oder einer Lärmbelästigung ist gar nicht so einfach. Ich möchte Dir im Folgenden verschiedene Definitionen des Begriffes vorstellen.

Man kann sagen, dass Lärm eine Zusammensetzung aus ungewollten Geräuschen ist. Leider ist diese Definition sehr subjektiv, da jeder Mensch unterschiedlich bewertet, was für ihn gewollt oder ungewollt ist.

Als Klangwissenschaftler definiert man Lärm als einen Klang oder mehrere Klänge, die nicht in die natürliche Klanglandschaft passen, mit der man es zu tun hat. Das kann auch ein tropfender Wasserhahn sein, der die gewohnte Geräuschkulisse in der eigenen Wohnung zerstört.

Im unterem Beispiel habe ich eine Klanglandschaft in der Natur aufgenommen und ihr nachträglich ein Störgeräusch beigemischt, das dem einer Maschine ähnelt. Das Gemeine an der Sache: Das Geräusch wird ganz langsam und unscheinbar hinzugemischt. Dies bewirkt, dass Du das Geräusch erst sehr spät bewusst wahrnimmst. Teste einmal für Dich, wie viele Sekunden Du benötigst, um das Störgeräusch zu hören:

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Einen anderen spannenden Hörtest findest Du hier. Dort kannst Du herausfinden, welche Frequenzen Du noch hören kannst.

Noch radikaler als die Definition oben ist die medizinische Definition, die Lärm als jeglichen Klang definiert, der die Gesundheit eines Lebewesens beeinträchtigt – egal ob Mensch, Tier oder Pflanze.

Generell gibt es gewisse Faktoren, die ein Geräusch haben muss, damit es einer der Definitionen von oben entspricht. Häufig ist eine Lärmbelästigung laut. Allerdings haben wir am Beispiel des Wassertropfens gesehen, dass es auch leise Geräusche gibt, die als störend empfunden werden können. Typisch für Lärm sind Geräusche, die sich wiederholen und ein disharmonisches Klangspektrum mit vielen hohen Frequenzen aufweisen. Falls Du Dich für die Wissenschaft hinter dem Klangspektrum von Geräuschen interessierst, dann empfehle ich Dir meinen Artikel über den Zusammenhang von Frequenzen und Noten.

Ein klassisches Beispiel für ein lärmendes Geräusch nach der obigen Definition ist ein Alarm, der absichtlich so gestaltet ist, dass er disharmonisch klingt und sich so lange wiederholt, bis man auf ihn aufmerksam wird und ihn ausschaltet.

Übrigens hat die WHO Richtlinien zur Lärmvermeidung aufgestellt. Wissenschaftler der TU Dresden haben jedoch herausgefunden, dass diese Richtlinien zum Teil überschritten werden. (Quelle: [W] wie Wissen auf YouTube)

Woher kommt Lärm eigentlich?

Lärmbelästigung ist vom Menschen gemacht. Sie ist ein Phänomen, das zusammen mit der Industrialisierung gekommen ist. Denn die Maschinen haben viele unschöne Klänge mit sich gebracht. Was besonders erschreckend ist: Früher war Lärm ein Phänomen, das ausschließlich in Städten aufgetreten ist. Später tauchte er auch in Vorstädten auf. Mittlerweile kann man Lärm sogar in ländlichen Regionen wahrnehmen. Und diese Tatsache hat mich als Sound Designer schon vor so einige Probleme beim Field Recording (Außenaufnahmen von Geräuschen) gestellt. Beim Versuch eine entspannende Natur-Klanglandschaft im naheliegenden Wald aufzunehmen, bin ich immer wieder von Fluglärm unterbrochen worden.

Wir Menschen haben uns so sehr an Verkehrslärm gewöhnt, dass wir gar nicht mehr wahrnehmen, dass er mittlerweile allgegenwärtig ist. Man muss schon in die tiefste Natur fahren, um Aufnahmen zu erhalten, die frei von Lärm sind.

Der Natur- und Klangforscher Bernie Krause hat sich intensiv mit dieser Thematik beschäftigt. Dazu hat er über die Jahre hinweg mehrere Klanglandschaften von Orten in der Natur aufgenommen und sie miteinander verglichen. Das Ergebnis: Man kann den Rückgang der Artenvielfalt regelrecht hören. Lärm wie beispielsweise von Flugzeugen überdeckt die Laute der Tiere. Außerdem sorgt die Lärmbelästigung dafür, dass Tiere flüchten und ihren gewohnten Lebensraum verlassen. Wenn Du Dich mehr für Bernie Krause interessierst, dann empfehle ich Dir seinen TED-Talk über seine Forschungsergebnisse.

Während dem Lockdown im Frühling 2020 habe ich diesbezüglich einige interessante Erfahrungen gemacht, die ich in einem Text geteilt habe.

Was kann man gegen Lärmbelästigung tun?

Lass uns nochmal das Beispiel von oben aufgreifen. Ich habe den Baustellenlärm ignoriert und in Kauf genommen, anstatt meiner Wahrnehmung zu trauen, dass mir diese Maschinengeräusche nicht guttun. Deshalb sollte die erste Maßnahme gegen Lärmbelästigung sein, dass Du gut für Dich sorgst. In meinem Fall bedeutet das ganz konkret, dass ich zur Not den Ort wechsele und mein Home Office in ein Café verlege. Häufig sind die Störgeräusche aber auch gar nicht so extrem laut. Dann kann es schon genügen, wenn man das Geräusch überdeckt. Hierfür eignen sich besonders gut Geräusche mit einem breiten Frequenzspektrum wie weißes Rauschen oder entspannende Naturklänge. Was Stille ist, erfährst Du übrigens im nächsten Artikel von mir.

Besonders für einen gesunden Schlaf ist es wichtig, dass Du störende Klangquellen eliminierst.

Es ist außerdem hilfreich, wenn Du Lärm besser identifizieren kannst. Das kann man ganz einfach trainieren, indem man lernt, bewusster zu hören. Eine Möglichkeit sind Achtsamkeits-Spaziergänge mit einem speziellen Fokus auf das Hören und Zuhören. Man nennt diese Art von Spaziergang auch Soundwalk.

Ein weiteres spannendes Projekt zum Thema Lärmbelästigung ist das Noise Pollution Clearinghouse: https://www.nonoise.org/

Was ist Deine Erfahrung mit Lärm? Schreib es gerne in die Kommentare!


Über den Autor:

Dominik Braun Profilbild v2

Dominik Braun ist Audio-Experte für Coaches und Therapeuten. Als Gründer von Work-Life-Balance-Coach.com hat er es geschafft, seine Leidenschaft für Sound und Musik mit der für Natur, Achtsamkeit und Spiritualität zu vereinen. Darüber hinaus unterstützt er mit verschiedenen Dienstleistungen Selbstverleger bei ihrem Weg zum eigenen Buch.
Webseite: www.dominik-braun.net


** Bildnachweis: Titelbild dieses Beitrages von Ryan Pouncy auf Unsplash


2 Kommentare zu „Was ist Lärm? Warum macht Lärmbelästigung krank?“

  1. bin durch den Tipp einer Freundin auf deine Seite gestoßen.
    Viele spannende Beiträge! Gerade diese Perspektive auf Lärm und Stille hat mir sehr gefallen. Gerne mehr davon!

    Schöne Grüße,
    Klaus Kahn

    1. Hallo Klaus, vielen lieben Dank für Dein Feedback! Freut mich zu hören, dass ich Dir mit meinen Texten weiterhelfen kann und dass Dir die Seite gefällt. Über Akustik werden in der Tat noch mehrere Beiträge kommen.

      Viele liebe Grüße
      Dominik

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