Seit etwa 3 Jahren existiert die Seite Work-Life-Balance-Coach.com. Und genauso lange erscheinen auf dem Blog nicht nur neue spannende Artikel, sondern auf meinem YouTube-Kanal auch entspannende Klänge wie Meditationsmusik und Naturgeräusche. Sowohl die Musik als auch die Geräusche, die Du auf dem YouTube-Kanal findest, sind alle selbst aufgenommen und produziert. Dies ist auch der Punkt, an dem das Abenteuer beginnt! Denn Geräusche in der Natur aufzunehmen ist einerseits immer wieder mit Hindernissen verbunden und andererseits mit lustigen oder aufregenden Geschichten, die man erlebt. Deshalb möchte ich Dir in diesem Artikel von den aufregendsten Momenten berichten und Dir einen kleinen Einblick hinter die Kulissen geben.
Zunächst einmal möchte ich den Begriff Field-Recording kurz erläutern, der offensichtlicher Weise aus dem Englischen stammt. Alle Aufnahmen, die nicht im Studio stattfinden, sondern im Freien, werden als Field-Recording bezeichnet. Dabei muss es sich aber nicht zwangsläufig um Naturaufnahmen handeln. Die Aufnahmen können ebenso in einer Stadt, in einem Industriegebiet oder auf einem Firmengelände stattfinden. Die Person, die solche Aufnahmen macht, wird übrigens als „Field-Recordist“ bezeichnet. Auch hier stammt der Begriff aus dem Englischen. Und eine richtige deutsche Übersetzung hat sich noch nicht etabliert, sodass man auch im Deutschen einfach das englische Wort verwendet.
Audio-Equipment & Waffenschein?
Will man in der Natur Geräusche aufnehmen, so benötigt man einiges an Equipment. Dazu zählen zum Beispiel ein Aufnahmegerät mit Mikrofon – inklusive Windschutz, Kopfhörer und Stativ. Nicht zu vergessen sind natürlich die Batterien, um das Aufnahmegerät mit Strom zu versorgen.
Ich persönlich benutze ein portables Aufnahmegerät mit zwei integrierten Mikrofonen für Stereo-Aufnahmen. Das Lustige an den meisten portablen Aufnahmegeräten ist, dass diese auf den ersten Blick aussehen wie ein Elektroschocker. Das lädt gerade dazu ein, unwissende Menschen ein bisschen zu erschrecken. An dieser Stelle bitte ich alle Freunde um Entschuldigung, die vor Schreck schon zusammengezuckt sind… 😉
Lange Zeit dachte ich, dass ein Aufnahmegerät das Einzige an meinem Equipment ist, das optisch falsch gedeutet werden kann. Aus diesem Grund habe ich das Gerät übrigens immer in Kombination mit angeschlossenen Kopfhörern in meiner Hand, sodass auch jeder Laie es als Mikrofon deuten kann. Doch anscheinend gibt es noch andere Komponenten meines Equipments, die für Angst und Schrecken sorgen. Vor kurzem überraschte mich eine ältere Dame auf den Eberstädter Streuobstwiesen, als sie mich entsetzt anblickte und fragte: „Was ist das denn für ein Geschoss?“ Ich sah dies im ersten Moment als Kompliment für mein Equipment und antwortete: „Das ist ein Stativ.“ Aus Demonstrationszwecken klappte ich die Standbeine aus und grinste die Dame an. Ihr war die Situation indes ein wenig peinlich und sie gestand, dass sie dachte, es würde sich um ein Gewehr handeln. Spannend! Diese interessante Interpretation hatte ich in den Jahren davor noch nie erlebt.
Aber mal ehrlich: Ich habe mein Equipment ja nicht, um Leute zu erschrecken, sondern um Dinge aufzunehmen. Lass uns deshalb mal schauen, welche Probleme sich beim Aufnehmen von Naturgeräuschen ergeben.
Fluglärm & andere Störfaktoren
Als ich das allererste Mal mit meinem Equipment losgezogen bin, um mich in den Wald zu setzen und für ein paar Minuten die Geräusche der Natur aufzunehmen, bin ich direkt auf das erste Hindernis gestoßen: Fluglärm und Verkehrsgeräusche.
Ich musste feststellen, dass gerade hier im Rhein-Main-Gebiet mit dem Frankfurter Flughafen in der Nähe der Lärm von Flugzeugen ein echtes Problem darstellt. Spannenderweise hatte ich mich über die Jahre so an die Geräusche der Flugzeuge gewöhnt, dass ich sie gar nicht mehr bewusst wahrgenommen habe. Aber als Field-Recordist hört man eben viel genauer und achtsamer hin, sodass einem viel mehr Dinge auffallen. Ich würde also definitiv behaupten, dass ich durch das viele Aufnehmen auch mein Gehör trainiert habe. (Stichwort: Soundwalks)
Die Schlussfolgerung aus dieser Lernerfahrung war für mich die folgende: Wenn ich brauchbare Geräusche in der Natur aufnehmen möchte, dann sollte ich einerseits weit weg von den großen Städten sein und andererseits muss auch die Zeit passen. Zu besonders früher und später Stunde fliegen kaum noch Flugzeuge. Außerdem ist der Flugverkehr an Feiertagen sehr gering. So bin ich beispielsweise an einem Ostermontag in der Früh in den tiefsten Odenwald (Südhessen) gefahren, um Vogelgezwitscher und plätscherndes Wasser aufzunehmen. Genauer gesagt stammt die folgende Aufnahme vom Sauteich bei Ober-Beerbach.
An alle angehenden Field-Recordists da draußen habe ich noch einen kleinen Geheimtipp: Die App Flightradar24 zeigt in Echtzeit und weltweit die aktuellen Routen der Flugzeuge an, die sich gerade in der Luft befinden. Dies erleichtert mir die Suche nach einem stillen Platz. Übrigens bekomme ich kein Geld dafür, dass ich diese App hier erwähne. 😉
Im Sommer sind Vögel nicht am aktivsten!
Als ich 2020 losgelegt habe mit dem Field-Recording, hatte ich noch keine Ahnung, wie beneidenswert und einzigartig die gegenwärtige Situation damals war: Denn bedingt durch den ersten Corona-Lockdown wurde der komplette Flugverkehr lahmgelegt. Und auch der tägliche Berufsverkehr war auf einmal weg. Eigentlich perfekte Voraussetzungen für Audioaufnahmen in der Natur!
Leider war mir damals nicht bewusst, welche Möglichkeit sich mir bot, sodass ich nur wenige Dinge aufgenommen habe. Darüber hinaus habe ich einen weiteren Fehler gemacht: Ich bin nämlich davon ausgegangen, dass Vögel im Sommer am lautesten zwitschern, weil ja dann alles richtig schön grün und warm ist. Aus diesem Grund habe ich meine Vogel-Aufnahmen auch nicht im Frühling gemacht. Denn ich dachte, dass die Vögel noch lauter werden würden. Aber das taten sie nicht. Das Zwitschern der Vögel ist definitiv im Frühling am lautesten!
Bei meinem Soundwalk an der Modau habe ich zudem gemerkt, dass der Klimawandel sein Übriges dazutut. Durch die Trockenheit und extreme Hitze waren die Vögel nämlich im Sommer 2022 noch weniger aktiv. Das hat schon fast etwas Beunruhigendes, wenn man fast gar keine Geräusche in der Natur hört.
Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass ich jeden schönen Tag im Frühling nutzen sollte, um Vogelgeräusche aufzunehmen. Im Frühling 2023 habe ich mir diese Lernerfahrung zu Herzen genommen und besonders viele Sounds in der Natur aufgenommen.
Das seltsame Verhalten mancher Vögel zur Sommerzeit
Apropos Vögel: Da wäre noch ein sehr lustiges Erlebnis mit Enten und anderen Vögeln an einem kleinen Teich bei Darmstadt. Ich muss dazusagen, dass es bei manchen Tieren Sinn macht, sich vorweg mit diesen zusammen zu akklimatisieren. Denn Tiere verhalten sich vor der Kamera und vor dem Mikrofon immer ein bisschen anders als normal, weil sie merken, dass irgendetwas seltsam ist. Das mag bei Vögeln im Wald oder bei Bienen nicht so extrem sein – bei Enten allerdings schon.
Aus diesem Grund bin ich ein- oder zweimal vor der eigentlichen Aufnahme an den besagten Teich gefahren, um mich sozusagen den Tieren „vorzustellen“. Beim ersten Mal kam eine komplette Familie Kanadagänse aus dem Wasser, um mein Aufnahmeequipment zu begutachten. Das hatte mich schon sehr überrascht, da auch Jungtiere dabei waren und ich davon ausgegangen bin, dass die gesamte Gruppe dann eher etwas zurückhaltender agieren würde. Pustekuchen!
Was auch lustig war, waren einzelne andere Entenvögel, die ebenfalls sehr neugierig waren und aus dem Wasser kamen. Als ich sie bemerkte, taten sie aber so, als ob sie nicht wegen mir oder dem Equipment aus dem Wasser gekommen wären, sondern eigentlich was ganz anderes vorhatten. Dieses Phänomen des spontanen Desinteresses zeigte sich aber nicht nur in der Tierwelt. Auch Spaziergänger guckten von der anderen Seite des Teiches skeptisch zu mir herüber und kamen näher. Als sie jedoch bemerkten, dass ich sie bemerkte, schwenkte ihre Aufmerksamkeit ganz plötzlich um auf Schilder, Bänke und Bäume. Wie sehr sich Mensch und Tier doch im Verhalten ähneln!
Dieses Kurzvideo zeigt eine Kanadagans, die erst mein Equipment begutachtete und dann ganz schlagartig das Interesse verlor, als ich die Kamera-Aufnahme startete.
Noch mehr Anekdoten in Teil 2
Alle lustigen und spannenden Erlebnisse beim Field-Recording passen leider nicht in einen einzigen Blogbeitrag hinein. Im zweiten Teil gibt es unter anderem weitere Tier-Begegnungen und Einblicke in die Nachbearbeitung (Post-Produktion).
** Bildnachweis: Verwendete Fotos zum Teil von Unsplash